Klimawandel und Naturkatastrophen: Aktuelle Einordnung der Herausforderungen und Chancen
Da auch künftig mit derartigen Ereignissen zu rechnen sei, müsse man sich in anderer Weise hierauf einstellen und Maßnahmen ergreifen, um die Folgen bei künftigen Ereignissen deutlich zu reduzieren, so die Kommission. Bis die Ergebnisse und die abgeleiteten Maßnahmen dann auch umgesetzt sind, dürften weitere Jahre vergehen.
Naturereignisse sind aber keine rein regionalen oder nationalen Herausforderungen, sondern eine Aufgabe, die weltweit unser Handeln erfordert. Die aufgrund des Klimawandels in allen Regionen der Welt häufiger eintretenden und in der Intensität und Auswirkung steigenden Naturereignisse werden damit künftig noch deutlicher auch in den Fokus von Industrieunternehmen und Versicherungsgesellschaften geraten.
Wie können Unternehmen für eine passende Absicherung sorgen?
Unternehmen, die noch nicht über einen umfassenden Versicherungsschutz gegen Naturgefahren verfügen, sind aufgefordert, ihre Absicherungsphilosophie zu überprüfen. Das betrifft die Auswahl der versicherten Gefahren in gleicher Weise wie die Wahl der Kapazitäten oder der Entscheidung über die Höhe der Eigentragung.
Die erforderlichen Kapazitäten stoßen in einigen Regionen der Welt jedoch an die Grenzen der Möglichkeiten, die Versicherer insgesamt zur Verfügung stellen. Die Versicherungswirtschaft und insbesondere die Rückversicherer beobachten die Auswirkungen des Klimawandels seit langem und reagieren mit deutlich steigenden Preisen und sehr selektiv eingesetzten Kapazitäten.
Auch in den laufenden Verlängerungsverhandlungen versuchen die Versicherer durch Preisanhebungen, Reduzierung der Haftungsbegrenzungen oder ihrer Anteile die Änderungen in ihren Rückversicherungsverträgen an die Versicherungsnehmer weiterzugeben.
Dies führt dazu, dass der Bedarf an Versicherungsschutz nicht mehr komplett umgesetzt werden kann. In Deutschland kann die Nachfrage nach Versicherungsschutz für Elementarereignisse zumeist noch ausreichend bedient werden. Nur in besonders gefährdeten Gebieten (zum Beispiel Hochwassergefährdungen mit einer geschätzten Wiederkehr von unter 50 Jahren) sind die Herausforderungen groß, Deckung gegen Naturkatastrophen erhalten zu können. Selbst nach der Flut im Ahrtal haben sich die Versicherer nur vereinzelt von ihrem Engagement zurückgezogen, wobei der Versicherungsschutz dort deutlich teurer wurde.
Eine mögliche Alternative: Parametrische Deckungen
Weltweit agierende Unternehmen spüren allerdings sehr deutlich, dass in gefährdeten Zonen, so genannten „Hot Spots“, nicht nur die Preise für den Versicherungsschutz steigen, sondern auch, dass die gewohnten und erforderlichen Kapazitäten nicht mehr zur Verfügung stehen. Um nicht gänzlich auf eine Absicherung verzichten zu müssen, nutzen immer mehr Unternehmen – insbesondere mit Standorten in den Hurrikane-Gebieten – eine parametrische Deckung. Hier wird – anders als in der klassischen Versicherung – die Leistung nicht an einen eingetretenen und nachzuweisenden Schaden geknüpft, sondern an das Eintreffen zuvor vereinbarter bestimmter Ereignisse und Intensitäten, den Parametern.
Liegen diese Parameter vor, zum Beispiel bestimmte Windstärken in einem vorher definierten Gebiet oder Standort, ein vorher festgelegter Wasserstand an einer Messstelle oder eine Erdbewegung mit einem vereinbarten Mindestwert, dann wird die im Vorhinein vereinbarte Leistung erbracht. Diese kann auch abgestuft erfolgen, je nachdem, ob der Grenzwert gerade so erreicht ist oder deutlich überschritten wird. Auch diese Abstufungen sind Inhalt der Vereinbarungen.
Allerdings sind diese Deckungen nicht „von der Stange“ zu erhalten. Dem eigentlichen Versicherungsschutz geht ein aufwändiger und zeitintensiver Prozess voraus, in welchem auf Grundlage der Historie verbunden mit Einschätzungen zur künftigen Entwicklung geeignete Parameter und Grenzen diskutiert werden und letztlich auch ein Preis vereinbart werden muss. Dieser liegt regelmäßig oberhalb der klassischen Versicherungslösung und deckt dann auch den existenzgefährdenden Bereich ab. Damit ist die parametrische Deckung kein Ersatz für den Versicherungsschutz aber eine Ergänzung, wenn ansonsten die Kapazitäten erschöpft sind.
Hiervon sind wir in Deutschland bei den klassisch versicherbaren Gefahren jedoch noch entfernt. Im Regelfall wird der Versicherungsschutz gegen Naturgefahren weiterhin in den erforderlichen Größenordnungen erhältlich sein, wenn auch mit etwas höheren Preisen.