Waldversicherung: Starke Wuzeln für Bäume
Herr Droll, eine kurze Prognose: Wie hoch werden dieses Jahr die Waldschäden ausfallen?
Nach meiner Einschätzung müssten wir allmählich den Höhepunkt bei Waldschäden erreicht haben. Insgesamt gibt es rund 11,5 Millionen Hektar Wald in Deutschland, von denen ungefähr 500.000 Hektar wieder aufgeforstet werden müssen. Dabei sind die größten Schäden bei Nadelwaldbeständen – allen voran bei Fichten – entstanden. Dies liegt vor allem an der Trockenheit der vergangenen Jahre. Dadurch sind die Bäume so geschwächt, dass sie sich nicht mehr gegen den Borkenkäfer wehren konnten, der extrem großen Schaden angerichtet hat.
Warum sollten Waldbesitzer ihre Wälder versichern?
Eigentümer sollten sich in Anbetracht der unsicheren klimatischen Entwicklungen und auch im Hinblick auf die hohe Nachhaltigkeit unserer Wälder ihren Besitz besser absichern. So haben sie im Schadenfall finanziellen Spielraum und können rechtzeitig wieder aufforsten. Und das unter ökologischen Aspekten, die natürlich sehr wichtig sind. Denn es kann einfach nicht sein, dass jemand aus Geldknappheit wieder auf einen Fichtenbestand, anstatt auf einen gesunden Mischwald setzt – und diese finanzielle Möglichkeit hat er über den Versicherungsschutz.
Welche Kriterien muss mein Wald erfüllen, damit ich ihn bei Ihnen versichern kann?
Grundsätzlich können wir jeden Wald gegen Sturm oder Brand versichern, der als solcher im Grundbuch eingetragen ist. In unsere Kooperation mit der Ecclesia Gruppe ist jedoch keine Haftpflicht-, sondern lediglich die Sachversicherung eingeschlossen. Dabei geht es vor allem um die Pflichten, die mit der Aufforstung verbunden sind. Der Produktaufbau ist wie folgt: In Deutschland sind 98 Prozent der Eigentümer Kleinwaldbesitzer mit durchschnittlich 2,5 Hektar. Für diese überwiegende Mehrheit haben wir ein Pauschalprodukt entwickelt, das für bis zu fünf Hektar Wald ausgelegt ist und aus einer Brand- und Sturmversicherung besteht. Ein weiteres Pauschalprodukt gibt es für fünf bis zehn Hektar Wald. Bei diesen Waldbesitzern reicht der Grundbucheintrag und wir führen keine Risikoermittlung vor Ort durch.
Wenn jemand allerdings einen größeren Wald mit mehr als zehn Hektar Fläche besitzt, reichen unsere Pauschalprodukte nicht mehr aus. Dann erstellen wir ein individuelles Angebot, bei dem auch das Risiko erfasst werden muss, damit wir einschätzen können, mit welchen Risiken wir in Zukunft rechnen müssen. Dabei ist entscheidend, dass die Struktur im Wald relativ gesund ist und kein hoher Anteil an kaputten Fichten besteht. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Feuerwehr im Brandfall auch zum Einsatzort fahren kann, da die Wege oftmals nicht für Großfahrzeuge geeignet sind.
„Die Kunden bekommen von uns Empfehlungen zu ihrem Wald, da wir uns als Forstwissenschaftler bestens damit auskennen. Davon profitieren sie auch bei der Schadenregulierung, da wir aufgrund unserer Erfahrung noch den Wald trotz Bäumen sehen.“
Welche Rolle spielt der Mensch bei Brandfällen?
Es gibt jedes Jahr eine Waldbrandstatistik mit speziellen Auswertungen. Demnach sind drei Prozent der Brände auf eine natürliche Ursache und 97 Prozent auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Dabei handelt es sich allerdings nicht immer um Brandstiftung, sondern oftmals um ein Versehen, dass in Kombination mit der Trockenheit und der Waldstruktur zum Brand führt. Ein reiner Kiefernwald hat beispielsweise das höchste Brandrisiko, da viel totes brennbares Material auf dem Boden liegt. Denn wenn es erstmal brennt, ist entscheidend, ob sich das Feuer ausbreiten kann. Bei einem klassischen Misch- oder Buchenwald ist es im Sommer zwar auch trocken am Boden, aber das Laub brennt sehr schlecht – dann entsteht meistens nur ein kleines Bodenfeuer, was dann erstickt, da nicht genügend Brandmaterial vorhanden ist.
Was können Waldbesitzer hinsichtlich eines vorbeugenden Brandschutzes tun?
Zum einen können Waldeigentümer Schilder aufstellen und Grillhütten einrichten, damit die Wanderer nicht auf die Idee kommen, im Wald ein Feuer anzuzünden – denn die Aufklärung der Bevölkerung ist enorm wichtig. Zum anderen können sie dafür Sorge tragen, dass sich ein Feuer im Fall der Fälle nicht ausbreiten kann und kein Großbrand entsteht. Dabei hängt es davon ab, ob es sich um einen reinen Nadel-, Misch- oder Laubwald handelt. Ein reiner Nadelwald ist sehr brennbar – vor allem, wenn viele Kiefern vorhanden sind, deren Harz auch brennbare, ätherische Öle enthält, die ein Feuer noch mehr anfachen. Dagegen ist eine Fichte weniger problematisch. Bei einem Mischwald mit unterschiedlichen Altersstrukturen ist die Prävention dagegen schon von vornherein groß. Aber egal, um welchen Wald es sich handelt – es ist immer wichtig, dass auch ein potenzieller Einsatz der Feuerwehr berücksichtigt wird. Es ist enorm wichtig, mit der Feuerwehr zu sprechen, ihr die Flächen zu zeigen und sie über Zufahrten und Zugänge zum Löschwasser aufzuklären. Das ist essenziell, da Navigationssysteme im Wald nicht viel ausrichten können. Denn zum einen werden die Wege oft nicht richtig angezeigt und zum anderen fehlt die Angabe, ob sie mit einem Löschfahrzeug befahren werden können. Darüber hinaus kann ich natürlich auch die Waldstruktur beeinflussen – es kann allerdings Jahrzehnte dauern, bis diese optimal ausgelegt ist.
Welche Fehler wurden in den vergangenen Jahren bei der Prävention von Waldbränden gemacht und welche praktischen Tipps gibt es?
Also, zum einen spielen Monokulturen und die fehlende Einbindung der örtlichen Feuerwehr eine Rolle. Darüber hinaus können Waldeigentümer selbst präventiv arbeiten, in dem sie beispielsweise Brandschneisen setzen, die nicht bewachsen sind, damit sich ein Feuer nicht weiter ausbreiten kann. In der Vergangenheit wurden auch öfter Riegel aus Rot-Eiche gesetzt. Die kann zwar auch in Brand geraten, aber überlebt das in der Regel. Ähnlich wie Robinien oder die Spätblühende Traubenkirsche, die mit Waldbränden wenig Probleme haben. Deshalb werden sie auch gerne in die Schutzriegel eingebracht, damit das Feuer sie nicht überspringen kann. So kann das Ausmaß sehr gering gehalten werden.
Bin ich als Waldbesitzer eigentlich dazu verpflichtet, meinen Wald zu erhalten?
Ja, das sind sie. Laut Bundeswaldgesetz müssen die Eigentümer in einer angemessenen Frist wieder aufforsten. Das bedeutet nicht zwingend, dass der Waldbesitzer nach jedem Brandfall tätig werden muss, da die Natur die Flächen mitunter selbst verjüngt. Das ist der Fall, wenn von Nachbarbäumen wieder Samen auf die Fläche gelangen und junge Forstpflanzen wachsen können. Aber nach einem Brand können auch alle Bäume auf der Fläche abgestorben sein, so dass sie sich nicht mehr selbst vermehren können. Dann muss der Waldbesitzer investieren und wieder aufforsten oder zumindest ausbessern – das geht von Teilflächen bis hin zur Ausbesserung der kompletten Schadenfläche.
Wie lange dauert es eigentlich nach einem Brand oder massiven Sturmschaden, bis der Wald wieder Ertrag bringt?
Das dauert etliche Jahre. Forstwirtschaftlich sprechen wir da von der sogenannten Umtriebszeit – die dauert vom Pflanzen bis zu dem Jahr, wo der Baum gefällt und verkauft werden kann. Das kann bei den Baumarten in Deutschland bis zu 100 Jahre dauern. In dieser Zeit muss die Kultur natürlich gepflegt werden. Bei den sogenannten Durchforstungen werden die stabilsten und besten Bäume auf einer Fläche herausgesucht, die bis zum Ende stehen bleiben. Da die anderen Bäume in Konkurrenz stehen, werden sie zum Wohle der Bleibenden weggenommen. Das ist natürlich nicht kostendeckend, sondern kostet erstmal Geld. Durchschnittlich dauert es mindestens 40 Jahre, bis wieder ein positiver Deckungsbetrag erzielt wird.
Was macht das Ecclesia-Produkt besonders?
Das Besondere an dem Ecclesia-Produkt ist, dass alle unsere angebotenen Leistungen darin enthalten sind. Sogar das Risiko des Schneebruchs ist inbegriffen. Das heißt, dass nicht mehr alle Komponenten der Police einzeln vereinbart werden müssen Der Vorteil für die Kunden ist die Zeitersparnis, denn sie bekommen ein perfektes Produkt, das verschiedene Aspekte und Risiken abdeckt. Das ist auf jeden Fall ein Alleinstellungsmerkmal.