Fahrtraining für den Alltag
Das Höfchen ist die Königsdisziplin, auch wenn man das dem harmlosen Wort nicht anmerkt. Das Höfchen ist ein Viereck aus Pylonen. An einer Seite hat Fahrtrainer Hartmut Barz in der Pylonenkette ein Loch gelassen. Das ist die Einfahrt. Die Aufgabe lautet: Vorwärts in das Höfchen einfahren, wenden und wieder herausfahren.
H ört sich leicht an, ist aber komplizierter als gedacht. Gerade eben hat sich ein Kleinwagen der Diakoniestation Rudolstadt hoffnungslos verkeilt, die Fahrerin hat keine Chance mehr, ihn aus dem Geviert heraus zu bugsieren. Höfchen. Wie kann etwas, das so harmlos heißt, so gemein sein?
Hartmut Barz hat ein Einsehen, räumt die Kegel an die Seite und gewährt freie Ausfahrt. Dann rückt er die roten Begrenzungshütchen wieder an die richtige Stelle – zweiter Versuch.
Das Höfchen begegnet den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Diakoniestation Rudolstadt bei ihren täglichen Touren immer wieder. Natürlich nicht in der abstrakten Form eines Pylonen-Käfigs, aber als enger Hof in der Altstadt, als künstliches Hindernis durch ein parkendes Fahrzeug oder als Baustelle auf der Straße, die ein Wenden auf engstem Raum erfordert.
In der Realität kratzt da schon mal schnell ein Stoßfänger eines Diakonie-Autos an einer Mauer entlang. Jetzt und hier, beim Fahrtraining ecdrive der Ecclesia Gruppe auf dem weitläufigen Rudolstädter Festplatz, passiert nichts – außer das mal ein Pylon zu heftig gedrückt wird.
Aber genau aus diesem Grund hat Pflegedienstleister Stefan Paetzold vom Diakonieverein Rudolstadt einen Teil seines Teams an diesem Tag hier zusammengerufen. Manche kommen direkt von ihrer Schicht, andere haben sie noch vor sich, aber alle nehmen sich die Zeit, um unter Hartmut Barz‘ Anleitung den Umgang mit ihren Fahrzeugen zu verbessern. Seit sieben Jahren ist er als Fahrtrainer für die Ecclesia Gruppe tätig.
Bei diesem vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat zertifizierten Fahrtraining, das unsere Unternehmensgruppe exklusiv für Kunden anbietet, geht es nicht um das Beherrschen des Autos in Grenzsituationen, nicht um Schleuderkurs und Aquaplaning. Alltagssituationen stehen im Mittelpunkt: einparken, ausparken, wenden, enge Kurven vorwärts und rückwärts richtig fahren. „Gerade beim Ein- und Ausparken entstehen die meisten Schäden“, weiß Hartmut Barz. Melanie Jäger, Gruppenleiterin in der Kfz-Versicherungsabteilung, ergänzt: „Eine Pflegedienstkraft hat pro Arbeitstag 20 bis 30 Ein- und Ausparkmanöver, deutlich mehr als jeder von uns. Oftmals sind diese Situationen unübersichtlich. Deshalb ist es unser Ziel, den Mitarbeitenden unserer Kunden mehr Sicherheit in ihren Handlungen zu geben.“
Deshalb erklärt Hartmut Barz jetzt allen Teilnehmenden nochmal, wie das Höfchen zu bezwingen ist. Ein wenig erinnert das an eine Performance, wenn er zu Fuß zwischen den Pylonen einen weiten Halbkreis beschreibt, dann in einem weiteren Bogen rückwärtsgeht und sich schließlich wieder in die andere Richtung wendet. Er will allen das richtige Gefühl für die Abmessungen ihres Fahrzeuges geben und Tricks und Hilfestellungen für das genaue Fahren nach Spiegel. „Bei den modernen Autos kann man durch die Heckscheibe nichts mehr sehen, man muss nach Spiegel fahren können“, sagt er. Deshalb gibt es bei den einzelnen Übungen immer wieder Hinweise, wie die Spiegel eingesetzt werden müssen und wann der richtige Moment gekommen ist, um kräftig am Lenkrad zu drehen. Das gilt auch für die Einparkmanöver oder die Slalomfahrt. Melanie Jäger: „Das Training ist auf die Alltagssituationen in Pflegediensten und anderen Unternehmen der Sozialwirtschaft bzw. für das Rettungswesen ausgelegt und findet unter Bedingungen statt, die so gut wie möglich der Realität nachempfunden werden, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alltag so sicher wie möglich handeln können.“
Pflegedienstleiter Stefan Paetzold steht an der Seite und beobachtet die Fahrmanöver. 70 Mitarbeitende zählt die Sozialstation in Rudolstadt und Bad Blankenburg, 30 Autos des Diakonievereins sind in den beiden thüringischen Städten und im Umland unterwegs. „Dabei gibt es immer wieder mal kleine Unfälle. Das geht durchaus ins Geld, vor allem bei der Selbstbeteiligung“, berichtet er. Und: Der betroffene Wagen fehlt erst einmal, steht in der Werkstatt, statt die Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter von Patientin zu Patient zu bringen. Deshalb nutzt Stefan Paetzold das Angebot unserer Unternehmensgruppe gern. Seit Oktober wird nun nach und nach das gesamte Team geschult. Für den Leiter der Sozialstation hat das auch eine wichtige teambildende Komponente. In der Tat: Jedes gelungene Fahrmanöver wird von den Kolleginnen und Kollegen beklatscht, bei jedem neuen Anlauf wird die Fahrerin oder der Fahrer angefeuert.
Die Rückmeldungen der Teilnehmenden zum Fahrtraining sind durch die Bank positiv. Die Übungen seien sehr hilfreich, befinden die Pflegedienstmitarbeitenden. Sie nehmen mehr Sicherheit mit in ihren Alltag und werden sich sicher ans Höfchen und an die Tipps von Hartmut Barz erinnern, wenn das nächste Mal der Diakonie-Flitzer in einer engen Einfahrt gewendet werden muss. Einen abschließenden Rat hat der Fahrtrainer noch parat, der universell angewendet werden kann: „Wenn ein Unfall geschehen ist, muss ich viel Zeit haben. Wenn ich einen Unfall vermeide, habe ich viel Zeit gespart.“
Wenn Sie Interesse an einem Fahrtraining ecdrive haben, wenden Sie sich gern an die Kolleginnen und Kollegen unter kfz-risiko(at)ec-kfz(dot)de.