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Risk Advisor: Risikoberatung neu gedacht

Erst- und Rückversicherung werden komplexer. Ein Risk Advisor ist heute mehr als nur
Vermittler von Kapazitäten. Er wird zum strategischen Partner, der Risiken transparent
macht, Szenarien durchrechnet und nachhaltige Lösungen entwickelt.

Was wird künftig von einem Risk Advisor erwartet?

Die Erwartungen waren bisher klar: Platzierung: Der Risk Advisor (RA) sucht die vermeintlich besten Risikoträger und Preise und vermittelt diese an seinen Erst- oder Rückversicherungskunden (Zedenten), so dass dieser adäquat im Schadenfall
abgesichert ist.

Diese Dienstleistung reicht in vielen Fällen nicht mehr vollumfänglich aus, um die stetig gestiegenen Herausforderungen für global agierende Unternehmen mit oder ohne Captive gemanagt zu bekommen. Für einige der Risiken gibt es schlichtweg keinen passenden Schutz mehr zu wirtschaftlich tragbaren Preisen.

Ein zufriedener Kunde benötigt einen RA der Zukunft in der Funktion eines ganzheitlichen Beraters, der Risiken auch analytisch/mathematisch versteht, um maßgeschneiderte holistische Lösungen zu entwickeln. Da diese Art des Risikotransfers
bzw. der Risikofinanzierung oftmals alternativ und mit Lösungselementen verbunden sind, die eine gewisse Komplexität beinhalten, spielt der „After-Sale-Service“ eine viel wichtigere Rolle bei der Auswahl eines rein strategisch tätigen RA, hinausgehend über die reine Fähigkeit der Platzierung.

Darüber hinaus erfordert der Markt verstärkt Analytik- und Regulierungskompetenz. Kapitalmanagement, Emerging Risks wie Klima oder Cyber und die Erwartung der Rückversicherer an belastbare Modelle zwingen zu einem höheren analytischen
Standard. Hier trennt sich die klassische Rolle des Maklers von der zukünftigen Rolle des RA, der neben Risikotransfer auch Kapitaloptimierung und Szenarioanalysen abdecken muss.

Der Wechsel und die Ausweitung der Rolle zum RA ist unserer Meinung nach eine notwendige Weiterentwicklung, die mit spannenden Chancen einhergeht und neue, vertiefende Beziehungen hervorbringt, um in einem herausfordernden Umfeld, in dem Risikotransfer und -finanzierung zunehmend komplexer werden, eine gemeinsame Resilienz aufzubauen.

Warum existenzielle Risiken transferieren?

Professionelle Einkäufer von Erst- und Rückversicherung haben meistens das Gefühl, zu hohe Preise zu bezahlen. Leider wird noch nicht oft genug die einfache Frage gestellt: Wie viel Risiko kann ich tatsächlich selbst tragen - im Rahmen einer Selbstbeteiligung oder eines Eigentragungs-Vehikels (Captive etc.) - und wie viel Risiko muss ich aus Gründen der Kapitaleffizienz an Dritte transferieren? Rückversicherung ist im Kern teures Kapital, daher muss der Einsatz konsequent optimiert werden.

Diese Übung der gezielte Risikoaufteilung – im Vergleich zur reinen Risikobepreisung – hilft in den meisten Fällen, unterstützt durch eine individuelle Strategie, bei der Optimierung des finanziellen Mitteleinsatzes zur Risikotragung. Ein bewusster Eigenbehalt stärkt dabei das Risikobewusstsein im Unternehmen, kann die Profitabilität verbessern, und das Verlustpotential verkraftbar gestalten.

Wir als Boutique-Broker können uns nicht über Größe oder globale Datenpools differenzieren, wohl aber über Kundennähe, Agilität und gezielten Technikeinsatz.
Statt schwerfälliger Konzernstrukturen setzen wir auf professionelle Eigenentwicklungen: Die Entwicklung eigener, spezialisierter Simulationssoftware sowie modulare Tools schaffen die nötige Flexibilität, um Komplexität für den Kunden beherrschbar zu machen. Perspektivisch werden ergänzende KI-Ansätze genutzt, wo Datenqualität und Standardisierung es erlauben – im Kern bleibt jedoch die Verbindung von individuellem “Handwerk” und moderner Technologie das entscheidende
Differenzierungsmerkmal.

So entsteht eine Positionierung als strategischer Partner mit messbarer analytischer Kompetenz.

Hier kommt der von der Ecclesia Re entwickelte Ansatz des „Sweet Spot“ ins Spiel. Mit der dafür entwickelten Modellierungssoftware werden verschiedene Szenarien kalkuliert, um die optimale Balance zwischen Eigenbehalt und Risikotransfer zu finden. Ziel ist, Kapital dort einzusetzen, wo es wirklich zählt: Schutz nur für Verluste, die existenziell wären und das Eigenkapital gefährden könnten.

Dabei werden individuelle und aggregierte Risiken analysiert. Mithilfe aktuarieller Verfahren – etwa der Kombination von Frequenz- und Schwereverteilungen und deren stochastischer Simulation – wird sichtbar, welche Eigenbehaltsstufen langfristig ökonomisch sinnvoll sind. Ergänzend erfolgt ein Benchmarking mit Marktdaten, um die Ergebnisse in einen realistischen Markt- und Preiskontext einzuordnen. So entsteht ein fundiertes Bild des „Sweet Spot“ für die jeweilige Kundensituation.

Zentral ist dabei der Gedanke des Total Cost of Risk (TCOR): Entscheidend ist nicht nur die Versicherungsprämie, sondern die Gesamtkosten des Risikomanagements – also Prämien, Eigenbehalte, Verwaltungskosten, etc. Beispiel: Ein höherer Selbstbehalt senkt zwar die Prämie, erhöht aber die Eigenlast im
Schadenfall und bindet Kapital. Erst durch die Betrachtung des gesamten Kostenbildes lässt sich der optimale Mix finden.

Der Markt bewegt sich in Richtung maßgeschneiderter Programme statt lediglich das Risiko mit existenziellen Auswirkungen zu transferieren, führt langfristig zu
Kapitaleffizienz, stabileren Finanzen und einer gezielten Stärkung der Resilienz. 

Warum hilft ein guter „After-Sale-Service“ Risiken besser zu managen?

Auch die beste Analytik und der effizienteste Risikotransfer/Risikofinanzierung verhindern keine Schäden. Die regelmäßige Überprüfung der getroffenen analytischen Aussagen, Maßnahmen und die Überprüfung des Risikotransfers unterstützen ein vorausschauendes Management von Schäden und adversen Entwicklungen.

Unternehmen, die Risiken aktiv managen, erholen sich schneller nach einem Schaden und gewinnen dadurch langfristig Vertrauen bei Investoren, Zulieferern und Abnehmer.

Darüber hinaus ermöglicht ein guter After-Sale-Service die laufende Datenanalyse nach Vertragsabschluss, bietet Frühwarnsysteme für Schadenhäufungen oder
Trendänderungen und schafft die Grundlage für die Vorbereitung der nächsten Erneuerung mit fundierten Argumenten. Er stärkt die Bindung zwischen Kunde und
Broker und sorgt durch Kontinuität für nachhaltiges Vertrauen.

Conclusio

Der Wandel vom klassischen Makler zum strategischen Berater ist die konsequente Antwort, komplexe Herausforderungen, denen wir uns stellen, anzunehmen. Wir haben diesen Weg eingeschlagen, weil wir davon überzeugt sind, dass er in die Zukunft weist. Entscheidend ist die Verbindung von „Handwerk“, analytischer Tiefe und moderner Technologie, mit der wir für unsere Kunden in einem dynamischen Marktumfeld Resilienz und Kapitaleffizienz schaffen.