
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden: Schutz oder Belastung für Unternehmen und Institutionen?
Als Ihr Versicherungsmakler beobachten wir die politische Entwicklung sehr genau, um frühzeitig geeignete Maßnahmen und Lösungen für Sie ableiten zu können. Hier gibt es Antworten auf die relevantesten Fragen.
Was ist geplant?
Laut Koalitionsvertrag soll die Elementarschadenversicherung künftig verpflichtend in jede Wohngebäudeversicherung integriert werden – sowohl für Neuverträge als auch für Bestandsgebäude (mit Stichtag). Diskutiert wird ein Opt-out-Modell: Der Schutz gegen Naturgefahren wie Starkregen, Überschwemmung oder Erdrutsch wäre automatisch enthalten – es sei denn, der Versicherungsnehmer widerspricht aktiv.
Zusätzlich ist eine staatlich unterstützte Rückversicherung vorgesehen, um extreme Schadenereignisse abzufedern. Auch die Verantwortung der kommunalen Bauleitplanung in hochgefährdeten Gebieten soll gestärkt werden.
Auswirkungen auf Unternehmen und Einrichtungen
Was als Maßnahme für den Wohnbereich beginnt, könnte perspektivisch auch gewerbliche, soziale und kirchliche Immobilien betreffen.
In Fachkreisen wird bereits diskutiert, wie künftig aus Industriebauten, Logistikzentren, Pflegeeinrichtungen oder Gemeindezentren in die Pflicht einbezogen werden könnten. Viele dieser Gebäude befinden sich in Lagen mit erhöhtem Risiko – etwa in Flusstälern oder auf weitläufigen Gewerbeflächen.
Besonders betroffen wären:
- Industrie und Gewerbe: Produktionsstätten und Betriebsgebäude mit hohem Sachwert und Standortbindung
- Transport und Logistik: Lagerhallen, Umschlagzentren und Infrastrukturen mit hoher Betriebsrelevanz
- Gesundheitswesen: Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit oft historischer Bausubstanz
- Sozialwirtschaft und Kirche: Einrichtungen mit begrenzten Budgets und gesellschaftlicher Verantwortung
Finanzielle Risiken und Unsicherheiten
Ohne gezielte staatliche Unterstützung droht eine erhebliche Mehrbelastung. Steigende Prämien könnten insbesondere in Bereichen mit ohnehin angespannten Budgets – etwa im Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch in der Industrie und Logistik – zu neuen Finanzierungslücken führen. Auch kleine und mittelständische Unternehmen, die bislang oft unzureichend gegen Elementarschäden versichert sind, könnten betroffen sein.
GDV fordert Gesamtkonzept
In einer Stellungnahme vom 30. Mai dieses Jahres betont der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), dass es für einen wirksamen und dauerhaft tragfähigen Elementarschutz ein umfassendes Gesamtkonzept braucht. Neben der Opt-out-Deckung seien verbindliche Präventionsmaßnahmen sowie eine öffentlich-private Rückversicherung essenziell.
– Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)„Versicherung allein genügt nicht. Es braucht verbindliche Prävention und eine staatlich unterstützte Rückversicherungslösung, um die Absicherung auch bei extremen Wetterereignissen bezahlbar zu halten.“
Sorge vor finanzieller Mehrbelastung
Sowohl Eigentümerverbände als auch Vertreter der Mieter und Wirtschaft mahnen zur Vorsicht: Ohne flankierende Maßnahmen drohe eine erhebliche Kostenlawine. Insbesondere für Einrichtungen der Daseinsvorsorge ist entscheidend, ob und wie sie von der Pflichtversicherung betroffen sein werden – und ob für diese spezifischen Akteure Fördermöglichkeiten oder Ausnahmeregelungen vorgesehen werden.
Auch für landwirtschaftliche Betriebe und kommunale Gebäude ist derzeit unklar, ob und in welcher Form eine Pflichtversicherung greifen würde. Gerade Kommunen müssten ihre Haushaltsplanung möglicherweise neu ausrichten, wenn künftig auch für öffentliche Liegenschaften Versicherungspflicht bestehen sollte.
Unser Fazit: Reform mit Augenmaß erforderlich
Die Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden ist angesichts zunehmender Naturgefahren grundsätzlich sinnvoll. Damit sie jedoch tragfähig bleibt, müssen die besonderen Anforderungen von Unternehmen, sozialen Einrichtungen und kirchlichen Trägern von Anfang an berücksichtigt werden – mit sozial ausgewogenen Lösungen, gezielten Förderprogrammen und klaren Rahmenbedingungen.
Wir beraten Sie individuell
Wir verfolgen die weitere politische Entwicklung detailliert und informieren Sie gerne fortlaufend über den aktuellen Stand. Gemeinsam mit Ihnen prüfen wir, ob und welche Anpassungen in Ihrer Versicherungsstrategie erforderlich werden – branchenbezogen, vorausschauend und lösungsorientiert.