
Liquidität auf Rezept Factoring als Chance für Krankenhäuser
Warum spielt Liquidität im Krankenhausbetrieb eine so zentrale Rolle, Herr Moritz?
Tim Moritz: Liquidität ist die Grundlage jeder wirtschaftlichen Tätigkeit – auch im Krankenhaus. Zwischen Zahlungsverpflichtungen gegenüber Lieferanten und den Zahlungseingängen der Krankenkassen entsteht häufig ein zeitlicher Versatz. Je schneller ein Krankenhaus seine Forderungen in Liquidität umwandeln kann, desto stabiler steht es finanziell da. Factoring bietet hier einen großen Vorteil: Statt mehrere Tage oder gar Wochen auf Zahlungen zu warten, kann die Klinik sofort über das Geld verfügen.
Welche aktuellen Herausforderungen sehen Sie bei der Finanzierung von Krankenhäusern?
Tim Moritz: Der Zugang zu klassischen Finanzierungsformen ist für viele Kliniken derzeit erschwert. Der gesamte Sektor befindet sich in einem strukturellen Wandel – das macht Banken vorsichtig. Aus Sicht der Kreditinstitute gelten Krankenhäuser momentan als risikoreicher als andere Wirtschaftsbereiche.
Gleichzeitig bleibt das Gesundheitswesen für Investoren hochinteressant. In dieser Situation ist Factoring eine attraktive Alternative: Es bietet Liquidität, ohne aufwändige Kreditverhandlungen führen zu müssen.
Gibt es dieses spezielle Factoring-Angebot schon länger?
Tim Moritz: Das Konzept an sich ist nicht neu, aber der spezialisierte Markt für Krankenhaus-Factoring ist noch überschaubar. Nicht jedes Factoring-Unternehmen bietet diese Form der Finanzierung an, da die Abläufe und rechtlichen Rahmenbedingungen speziell sind. Daher arbeiten wir bei Ecclesia Credit eng mit der SozialBank zusammen, die diesen Markt sehr genau kennt.

– Tim Moritz, Business Development & Sales Manager bei Ecclesia CreditBeim Factoring wird keine dauerhafte Kreditlinie beansprucht. Die Finanzierung endet automatisch, sobald die Forderung beglichen ist.
Der Kostendruck auf Kliniken nimmt stetig zu – warum?
Tim Moritz: Zum einen verändern sich die Abrechnungssätze im Gesundheitswesen regelmäßig, wodurch für viele Behandlungen heute geringere Vergütungen gezahlt werden. Zum anderen sinken in manchen Regionen die Belegungszahlen, während die Fixkosten gleichbleiben.
Das führt dazu, dass viele Kliniken geringere Umsätze erzielen, obwohl die Betriebskosten konstant hoch bleiben. Liquidität wird dadurch zum entscheidenden Faktor – und alternative Finanzierungswege wie Factoring gewinnen an Bedeutung.
Wie genau funktioniert Krankenhaus-Factoring?
Tim Moritz: Ein Krankenhaus erbringt eine Leistung und stellt dafür eine Rechnung an die Krankenkasse oder an den Patienten. Diese Forderung kann das Krankenhaus an einen Finanzierer verkaufen. Der Finanzierer zahlt den Rechnungsbetrag – abzüglich einer Gebühr – sofort aus. Sobald die Kasse die Rechnung begleicht, erhält der Finanzierer das Geld zurück.
Das Krankenhaus erhält also schnell Liquidität, ohne auf den Zahlungseingang warten zu müssen.
Worin liegt der Unterschied zu einem klassischen Bankkredit?
Tim Moritz: Beim Factoring wird keine dauerhafte Kreditlinie beansprucht. Die Finanzierung endet automatisch, sobald die Forderung beglichen ist. Das macht Factoring sehr flexibel – die Klinik kann es nach Bedarf nutzen, um kurzfristig Liquidität zu sichern. Zudem entstehen Kosten nur für den Zeitraum, in dem die Forderung finanziert ist.
Für welche Einrichtungen eignet sich Factoring besonders?
Tim Moritz: Grundsätzlich für alle Krankenhäuser. Natürlich sollte ein gewisses Volumen an Forderungen vorhanden sein, damit sich der Aufwand lohnt. Zu klein sollte die Klinik also nicht sein – aber es ist auch kein Instrument, das nur großen Krankenhäusern vorbehalten ist. Entscheidend ist immer der individuelle Bedarf.
Welche konkreten Vorteile bietet Factoring?
Tim Moritz: Neben der schnellen Liquiditätsgewinnung eröffnet Factoring eine zusätzliche Finanzierungsquelle – unabhängig von der Hausbank. Kliniken können dadurch ihre Finanzierung breiter aufstellen und bleiben flexibel.
Ein weiterer Vorteil: Die internen Abläufe bleiben unverändert. Rechnungsstellung, Mahnwesen und Kommunikation mit den Krankenkassen bleiben in der Hand der Klinik. Der Finanzierer agiert im Hintergrund.
Braucht ein Krankenhaus Sicherheiten wie bei einem Kredit?
Nein. Im Gegensatz zur üblichen Praxis bei Bankkrediten ist keine Stellung dinglicher Sicherheiten erforderlich – zumal diese häufig bereits vollständig eingebracht wurden.
Wie steht es um Risiken und Kosten?
Tim Moritz: Ein klassisches Ausfallrisiko gibt es kaum, da die Schuldner meist Krankenkassen sind. Kosten entstehen lediglich in Form einer transparenten Factoring-Gebühr, ähnlich wie Zinsen bei einem Kredit. Für das Krankenhaus bedeutet das: kalkulierbare Kosten, sofortige Liquidität und keine versteckten Risiken.
Wie ist die Resonanz aus dem Markt?
Tim Moritz: Das Interesse wächst stetig. Natürlich ist Factoring im Krankenhausbereich noch relativ neu, daher braucht es Aufklärung. Aber die Häuser, die sich intensiv damit auseinandersetzen, erkennen schnell die Vorteile und nutzen das Instrument erfolgreich.
Seit wann bietet Ecclesia Credit diese Lösung an?
Tim Moritz: Wir arbeiten seit rund anderthalb Jahren gemeinsam mit der SozialBank, die sich auf diesen Bereich spezialisiert hat. Diese Partnerschaft ermöglicht uns, Krankenhäusern ein passgenaues und praxiserprobtes Finanzierungskonzept anzubieten.
Gibt es Risiken oder Nachteile, die Kliniken bedenken sollten?
Tim Moritz: Das größte Risiko wäre, dass die Kosten in keinem sinnvollen Verhältnis zum Nutzen stehen – das muss jedes Krankenhaus individuell bewerten. Aber grundsätzlich ist Factoring ein sehr sicheres und transparentes Instrument. Wichtig ist nur: Es sollte sinnvoll in das eigene Finanzmanagement eingebettet werden.
Wie aufwändig ist die Einführung?
Tim Moritz: Der organisatorische Aufwand ist gering. Kliniken müssen ihre Forderungen regelmäßig an den Finanzierer melden – das ist mit etwas zusätzlicher Kommunikation verbunden, aber kein großer Mehraufwand. Vom Entschluss bis zur Umsetzung dauert der Prozess in der Regel nur vier bis sechs Wochen.
Wie lautet Ihr Fazit?
Tim Moritz: Factoring ist eine moderne, flexible und dauerhafte Ergänzung im Finanzierungsmix eines Krankenhauses. Es verschafft Handlungsspielräume, stärkt die Liquidität und reduziert die Abhängigkeit von klassischen Kreditlinien – und das alles, ohne interne Abläufe wesentlich zu verändern.